Sie feiern heuer 75 Jahre SAATBAU: Welche Meilensteine haben Sie von einem regionalen Unternehmen zu einem internationalen Player gemacht?

Josef Frauendorfer
© ZVG
Geschäftsführer SAATBAU
Die gezielte Ausrichtung auf Innovation und nachhaltiges Wachstum hat die Marktpräsenz gestärkt und neue Chancen eröffnet. Ein entscheidender Schritt war der Einstieg in die Maiszüchtung, der die internationale Expansion einleitete.
Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, wurden weitere agrarische Sparten entwickelt. Die Einführung der Vertragslandwirtschaft und die Gründung von SAATBAU ERNTEGUT optimierten Vermarktung und Qualitätssicherung – was essenziell für Absatzsicherheit und Preisstabilität in einem globalisierten Markt ist.
Die EU-Erweiterung beschleunigte das Wachstum, insbesondere in Osteuropa. Mit 17 Tochtergesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien ist SAATBAU heute in 35 Märkten erfolgreich etabliert. Die Gründung der Saatzucht Donau bündelte die Züchtungskompetenzen und schuf wettbewerbsfähige Strukturen in der Getreide-, Öl- und Eiweißpflanzenzüchtung. Dies ermöglichte die Entwicklung standortangepasster, ertragreicher und nachhaltiger Sorten – ein entscheidender Faktor für die heutige Spitzenposition in Europa.
Als Genossenschaft im Besitz heimischer Landwirt:innen verbindet SAATBAU Tradition mit Fortschritt. Wie gelingt es, die Balance zwischen bewährten und modernen Methoden zu halten?
SAATBAU vereint bewährte landwirtschaftliche Praktiken mit modernen Technologien. Unsere enge Zusammenarbeit mit Landwirt:innen und die Erfahrung unserer Mitarbeiter:innen sichern den Praxisbezug, während Kooperationen mit Forschungseinrichtungen neue Erkenntnisse bringen. Digitale Anwendungen wie Precision Seeding optimieren den Saatguteinsatz und steigern die Effizienz, während das Projekt BROADSENS mit 5G-gestützten, KI-basierten Technologien zur präzisen Unkrautbekämpfung beiträgt. Gleichzeitig bewahren wir essenzielle Prinzipien wie Fruchtfolge und standortangepasste Sortenzüchtung, um Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität langfristig zu sichern.
Welche Rolle spielen die Weiterentwicklung der eigenen Genetik und moderne Züchtungsmethoden in Zeiten des Klimawandels? Wie stellt sich SAATBAU den Herausforderungen in diesem Bereich?
Die Weiterentwicklung unserer eigenen Genetik und der Einsatz moderner Züchtungsmethoden sind für die SAATBAU von zentraler Bedeutung, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Durch gezielte Selektion und Anpassung entwickeln wir Sorten, die widerstandsfähiger gegen Hitze, Trockenheit und neue Schädlinge sind. Unsere Beteiligung an Projekten wie KLIMAFIT unterstreicht unser Engagement, klimafitte Pflanzensorten für die österreichische Landwirtschaft zu entwickeln. Diese Initiativen sichern nicht nur die Erträge unserer Landwirt:innen, sondern tragen auch zur nachhaltigen Produktion bei, die der Umwelt und den Konsument:innen zugutekommt.
In einer Branche, die sich zunehmend konzentriert, bleibt SAATBAU als heimische Genossenschaft unabhängig. Welche strategischen Schritte sind geplant, um Eigenständigkeit, Wertschöpfung und internationale Anerkennung weiter zu stärken?
Unsere Unabhängigkeit ist die Grundlage unserer strategischen Ausrichtung. Unser Ziel ist es, die Wertschöpfung in der Saatgutproduktion zu steigern, die Marke SAATBAU international zu stärken und durch die Weiterentwicklung unserer eigenen Genetik innovative Lösungen zu schaffen. Angesichts zunehmender Marktkonzentration ist nachhaltiges Wachstum essenziell. Die Sicherung einer marktkritischen Größe und der Ausbau von Marktanteilen sind entscheidend, um unsere Position als international relevanter Akteur weiter zu festigen. Der strategische Ausbau unserer Marktanteile und Volumina festigt unsere Rolle als zuverlässiger Akteur in der Saatgutbranche.
Seit 75 Jahren steht SAATBAU der Landwirtschaft als vertrauensvoller Partner zur Seite – ein Erfolg, der durch das Fachwissen und die Hingabe unserer Mitarbeiter:innen ermöglicht wurde. Ihre Expertise, Innovationskraft und Leidenschaft haben unser Unternehmen geprägt und garantieren auch weiterhin unsere Wettbewerbsfähigkeit.