Dipl.-Ing. Christian Klug
Abteilungsleiter Geoinformation und Vermessung
Mit EPOSA bieten Wiener Netze, Energie Burgenland und ÖBB ein Positionsbestimmungssystem, das noch präziser ist als übliche Programme. Das kann auch für Kommunen nützlich sein. Kundenbetreuer Christian Klug erklärt warum.
Herr Klug, was verbirgt sich hinter EPOSA?
EPOSA steht für „Echtzeitpositionierung Austria“: Es geht darum, dass Nutzer ihre aktuelle Position sehr präzise bestimmen können. Wir bieten daher eine Lagegenauigkeit von ein bis drei Zentimeter und eine Höhengenaugkeit von ungefähr drei bis fünf Zentimeter. Das ist erheblich genauer als etwa das GPS-System.
Wie wird das technisch realisiert?
Wir haben in ganz Österreich 50 Stationen aufgestellt, an denen eine exakt eingemessene Antenne montiert ist, die Satellitensignale empfängt. Abweichungsfehler, die durch verschiedene Faktoren – etwa verschiedene atmosphärische Störungen – entstehen, modelliert das System dann mathematisch und sendet es dem Nutzer in der gleichen Sekunde. Zur ursprünglich verfälscht übermittelten Position bekommen Nutzer also ein Add-On und damit die richtigen Koordinaten.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Wiener Netze, Energie Burgenland und ÖBB, die dafür ihre Infrastruktur gebündelt haben, wollten damit ursprünglich ihre unternehmensinternen Prozesse optimieren. Als klar war, wie gut das System funktioniert, haben wir uns gedacht, dass man das gegen Entgelt auch gegenüber Dritten anbieten kann. Daher vermarkten wir EPOSA bereits seit 2009.
Wie lässt sich EPOSA konkret anwenden?
Der heute wichtigste Bereich ist die Maschinensteuerung: Man kann damit einen Traktor mit höchster Genauigkeit über ein Feld manövrieren, ohne dass er die Pflanzen überfährt, die er gesät hat. Oder Pistengeräte können so auch in finsterer Nacht und bei starkem Schneefall die Strecke präparieren.
Die Satellitentechnik bringt im Vermessungswesen eine Zeitersparnis von 30 bis 80 Prozent.
Gibt es noch andere Verwendungsmöglichkeiten?
Da gibt es viele. Man kann mit den verschiedenen Produkt- und Datentypen, die wir zur Verfügung stellen, verschiedenste Anwendungen bedienen. Gerade im Vermessungswesen ist die Satellitentechnik eine tolle Sache und bringt eine Zeitersparnis von 30 bis 80 Prozent. Bloß brauchte man früher dafür zwei Empfänger. Und je weiter deren Abstand war, desto schlechter das Ergebnis. Da ist unser System deutlich präziser.
Und wie sicher sind diese Daten?
Da nur Positionen erfasst werden, aber keine personenbezogenen Informationen, ist das System datenschutztechnisch unbedenklich.
Perfekt vom Himmel gefallen ist ihr Produkt aber vermutlich nicht?
Natürlich nicht. Die Herausforderung war immer, wenn man mit dieser Technik immer ganz vorne in der Entwicklung sein wollte, dass es kaum jemanden als Beispiel gab, von dem man sich was abschauen konnte. Wir waren immer unsere eigenen Alpha- und Betatester, aber mit großem Erfolg: Der TÜV bescheinigt unserem System eine Signalverfügbarkeit von über 99 Prozent. Das weiter zu gewährleisten mit jedem neuen Soft- und Hardwareaustausch ist die große Herausforderung.
Welchen Vorteil hat EPOSA vor allem für Kommunen?
Neben den genannten Anwendungsbereichen im Bauwesen oder bei der Schneeräumung lässt sich das System auch nutzen, um etwa Karten für den Tourismus oder das Kommunalmanagement zu erstellen. Insgesamt digitalisiert man damit aber den gesamten Workflow: Man kommt mit weniger Papier aus und kann damit auch leicht im Home Office arbeiten. Das bringt alles eine enorme Zeitersparnis. Und das ist vor allem für kleine Kommunen relevant, die sehr wenig Mitarbeiter haben.